The Sound of Jazz on Film – Jazz On A Summer‘s Day
61. Sendung (Erstausstrahlung: Jänner 2014)
The Sound of Jazz on Film – Jazz On A Summer‘s Day
Im Kino kam der Jazz mit dieser fesselnden Dokumentation vom Newport Jazz Festival 1958 endlich aus den dunklen Spelunken und schmuddeligen Clubs in die warme Sommersonne von Rhode Island. Und wie kaum eine andere Filmdokumentation seiner Zeit im Genre der Jazzfilme hat JAZZ ON A SUMMER’S DAY den Zauber des Jazz und den Zeitgeist des American Way Of Life so trefflich in Bildern und Tönen eingefangen und charakterisiert, wie dieser abendfüllende Film. Der Film setzte zudem Maßstäbe im Sinne der lyrischen Reportage und Cinéma-vérité-Bewegung, indem er durch seinen erfrischend direkten Zugang zum Leben eine Befreiung der Bilder und Stereotypen vom Hollwood-Klischee bewirkte. Dieses “authentische“ Zeitbild und Musikdokument ist eine phantastische Charakterstudie des amerikanischen Beat- und Jazzpublikums sowie des Lebensstils des sogenannten “homo beaticus“ wie ihn Jack Kerouac so eindringlich beschrieben hat. Der Film verwischt Bilder einerseits vom Jachthafen, der Küstenstadt und andererseits Sequenzen einer Regatta mit den Musikern und Publikum auf dem Festival zu einem impressionistischen Kaleidoskop. Zweifellos gehört diese wunderbare und zeitlose Filmreportage vom kürzlich verstorbenen Modefotografen Bert Stern (1929-2013) zu den besten und wichtigsten Musikfilmen aller Klassen und aller Zeiten. Der Klassiker des Genres dokumentiert umfassend und sinnlich das legendäre Starangebot des Festivals mit all den großen Legenden seiner Zeit, und erregt deshalb (noch immer) die Sinne und Gemüter. Mit den Auftritten der hochkarätigen Jazzstars und Divas Anita O’Day, Dinah Washington, Mahalia Jackson, Louis Armstrong, George Shearing, Chico Hamilton, Ray Bryant, Terry Gibbs, Max Roach, Jo Jones, Thelonious Monk, Bob Brookmeyer, Art Farmer, Gerry Mulligan, Jimmie Giuffre, Eric Dolphy und Sonny Stitt ist diese Musikdokumentation neben Monterey Pop, Woodstock, Tommy, Bangla Desh Concert oder The Last Waltz einer der großen Konzertfilme. Bereits im Vorspann behutsam angekündigt als intimes Musikerleben, fangen die fünf Handkameras den blühenden Geist dieser wahrhaft einzigen amerikanischen Kunstform des 20. Jahrhunderts ein. Nicht allein, weil die Musiker im Vordergrund stehen, sondern wegen seiner atmosphärisch-veristischen Zeitbilder vom Open-Air-Festival und den vielen, tollen “Schnappschüssen“ vom begeisterten Konzertpublikum, vermittelt JAZZ ON A SUMMER’S DAY einen unvergesslichen audio-visuellen Eindruck.
Musikbeispiele:
George Shearing Quintet: Rondo (G. Shearing); Introduction & Interview
Louis Armstrong: Tiger Rag (Traditional)
Louis Armstrong: Rockin’ Chair (Traditional)
Gerry Mulligan/Art Farmer Quintet: Catch As Catch Can (G. Mulligan)
Jimmie Giuffre Trio: The Train And The River (J. Giuffre)
Thelonious Monk Trio: Blue Monk (T. Monk)
Anita O’Day: Sweet Georgia Brown (Pinkard/Bernie/Casey)
Chico Hamilton: Blue Sands (Hamilton/Collette)
Nathan Gershman: Bach Cello Suite
Dinah Washington & Max Roach Sextet: All Of Me (Marks/Simons)
Mahalia Jackson: Didn’t It Rain (Traditional)
Mahalia Jackson: The Lord’s Prayer (Traditional Gospel)
Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher
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