Miles Smiles – Das musikalische Erbe von Miles Davis
28. Sendung (Erstausstrahlung: April 2011)
Miles Smiles – Das musikalische Erbe von Miles Davis
Eine Erinnerungssendung zu Miles Davis, der vor zwanzig Jahren plötzlich verstarb. Miles Davis setzte bereits zu Lebzeiten musikalische Impulse und schuf bleibende Maßstäbe für die Jazzgeschichte. Stilistisch ist sein Name mit mehreren Jazzstilen bzw. Epochen untrennbar verbunden. Bereits vor seinem Herztod ist er zur Kultfigur und zu einem Mythos geworden. Sein so rätselhafter Nimbus eines Prinzen der Finsternis, wie er sich von Insidern gerne spiegeln läßt, avancierte so zur alles überragenden Persönlichkeit und läßt sich, nicht frei von Eitelkeit, auch den „Picasso des modernen Jazz“ nennen. Der saubere Klang seiner Trompete war unverkennbar leichtfüssig, entspannt und kühl. Seine lässige Geschmeidigkeit, seine Tonbildung und seine unverwechselbare Spiel- und Phrasierungsart leitete mit der Aufnahme von The Birth of Cool (1949) den lyrisch-weichen Stil des Cool Jazz ein. Die gesamte internationale Jazzszene achtete stets aufmerksam darauf, wie Miles immer wieder musikalisches Neuland betrat, so im Tandem mit dem Arrangeur Gil Evans oder im Sextet mit John Coltrane, Bill Evans, Cannonball Adderly und wenige Jahre später mit seinem modalen, bluesigen, aber auch lyrischen und balladesken Musik wieder ein neues Kapitel in der Musikgeschichte aufschlug. In Gedenken an den großen Meister werden in dieser Sendung einige musikalische Tribute an das Miles’sche Universum gezollt. Die schwebende Leichtigkeit und swingende Entspanntheit, die den typischen Sound von Miles auszeichnet,ließen sich einfach für andere Musikstile übertragen. Die Verbreitung und Vermarktung der Miles’schen Musik ist bis auf den heutigen Tag noch immer im Gange. Ganz sicherlich kommen auch die Interessen von Industrie und Handel hierbei zum Tragen. Nicht zufällig haben Musiker anderer Genres, ob Latin-Jazz, Soul-Jazz, Jazzrock, Funk oder Reggae sich der bezauberenden Musik von Miles schon zu Lebzeiten in ihren eigenen Adaptionen bzw. Coverversionen angenommen. Titeln wie So What, Milestones oder das unverwüstliche All Blues gelten mittlerweile als Klassiker, die von einer Vielzahl von Jazz- und Blueslegenden etwa Milt Jackson, Dexter Gordon, Freddie Hubbard, Chet Baker, Les McCann und den Jazz Crusaders aufgenommen wurde. Die Liste der Musiker und Gruppen, die viele der bekanntesten Kompositionen von Miles Davis eingespielt haben, ist endlos und kunterbunt. So stellt Oscar Brown Jr.’s fabelhafte Aufnahme von All Blues mit eigenen Lyrics nur eines der zahlreichen Beispiele einer stimmlichen Bearbeitung dieser Bluesnummer aus dem legendären Album Kind of Blue dar. Andererseits sind solche kanonischen Standards wie So What, Walkin‘, Milestones, Blue in Green, Blue Mood, Green Haze, etc. in einer Vielzahl vokaler Versionen mit mehr oder weniger kongenialen Texten aufgenommen worden. Zwei unterschiedliche poetische Adaptionen sind auf zwei Alben zu Ehren von Davis erschienen, zum einem auf Cassandra Wilsons Traveling Miles und zum anderen auf Shirley Horns vorletztem Werk I Remember Miles.
Musikbeispiele:
Latin Jazz Quintet: Milestones (Miles Davis), rec. 1965
Eddie Jefferson & James Moody: So What (Miles Davis/Chris Hall), rec. 1961
Amadeo Tommasi: Blues for Miles [Take 2] (Amadeo Tommasi), rec. 1967
Cicci Santucci/Enzo Scoppa: Miles Before And After (Sandro Brugnolini), rec.1960s
Oscar Brown Jr.: All Blues (Miles Davis/Oscar Brown Jr.), rec. 1963
Allan Botschinsky: The End of a Tune (Allan Botschinsky), rec. 1988
Jazzlife Sextet: Long Island (Stefano Serafini), rec. 2008
Jeremy Taylor: All Blues (Reggae Interpretation), rec. 2009
Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher
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