TEIL I – Und dann sitzt dir mal wieder ein Kater vor den Füßen

Ich entscheide über die Zeiten! Über meine zumindest. Seine Zeit und Zeiten kann er sich einteilen wie er will, kann er ausdehnen, kann er mit Mensch-kaputt-dich-Spielen verbringen, stundenlang: I don’t care.

Auf der Bahnsteigkante sitzt er und schlägt mit den Fersen gegen den Beton. Das muss ich nicht sehen, um’s zu wissen. Er wird vor sich hinschimpfen, sich in Rage reden, bockig, trotzig wird er dort drüben sitzen und über mich schimpfen.

Joschis Jacke ist ein Adidas-Sweatshirt mit Reißverschluss vorn in der Mitte. Das war mein erstes Geschenk an ihn. Ich weiß, dass er vieles gar nicht so gesagt hätte, hätte er nicht getrunken oder sich was reingezogen. Das hilft ihm, alles zu vergessen. Sagt er. Dass das gar nichts hilft, sondern nur alles viel schlimmer macht, so will er nicht denken. Das würde ihm seine Festtage vorenthalten und die sind ihm wichtiger als ich. Die finden täglich statt und beginnen mit Dosenbier am Europaplatz.

    Veronika Aschenbrenner-Zezula

Die Ich-Erzählerin wohnt gerade bei einer Freundin, als sie den suizidgefährdeten Joschi kennenlernt. Mutig beschließt sie, ihm zu helfen und verliert dadurch prompt ihren sicheren Schlafplatz. Obdachlos geworden schlägt sie sich mit Joschi auf den Straßen ihrer Stadt herum – manchmal schlafen sie besoffen am Flussufer, manchmal in einer caritativen Unterkunft.

Als die Beziehung immer schwieriger wird, versucht die Hauptprotagonistin aus dem Kreislauf an gegenseitigen Anschuldigungen und Eskalationen auszubrechen. Doch genau da passiert ein Unglück — oder doch ein Mord?

Ein gesellschaftskritischer Roman von Veronika Aschenbrenner-Zezula

Live gelesen von der Autorin auf der Radiofabrik an folgenden Terminen

Das Hörbuch steht ab Frühjahr/Sommer 2025 auch in voller Länge online zur Verfügung auf veronikavonabisz.com

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